Terre d'Europa

Reisewege
Ein Bad in der Geschichte

Text und Fotos: Elvira D’Ippoliti


 In San Marco dei Cavoti hat die Zeit ein hohes Stellenwert: Im Herbst wird bei Benevent das größte Turm-Uhrwerk Museum Europas eingeweiht

San Marco dei Cavoti (TidPress) – Eine Stadt und ihre Leute: Treffpunkt am Sonntag Vormittag auf der Piazza Risorgimento von San Marco dei Cavoti bei Benevent. Der erste Eindruck ist der einer Gemeindeversammlung unter freiem Himmel. Man steht zusammen und redet freundschaftlich über Gott und die Welt und hat auch noch Zeit mit den Touristen-Gästen zu sprechen.

Apropos Zeit: Die Geschichte von San Marco wurzelt tief, und zwar in der samnitischen Epoche um 500 vor Christi Geburt. Im Mittelalter, es war um das Jahr 1300, waren es Bewohner aus der Provence (Frankreich), die eine Aufforderung von Ludwig von Shabran annahmen, und das wegen der Pest verlassene Dorf wieder bevölkerten. Viele Zeugnisse dokumentieren die Ankunft der Franzosen. Der Turm der Provenzali etwa, der Teil der alten Verteidigungsmauern ist, die vier Tore besaßen. Drei davon sind noch erhalten: Die Porta Palazzo, die Porta di Rose und Porta Grande waren so breit, dass gerade ein Eselskarren durch kam .

Der Turm der Provenzali

Konditorei „Borrillo“

Ein Spaziergang durch die Stadt vermittelt Emotionen. Auf der Piazza kann man den Einheimischen ins Gesicht schauen, die Architektur ist harmonisch und die Palazzi vom Ende des 19. Jahrhunderts sind Ausdruck solider Bürgerlichkeit. Im Zentrum plätschert ein Brunnen. Eine schmale Steigung mit gepflegten Läden führt zur historischen Konditorei „Borrillo“, die die besten „Torroni“ der Gegend fabriziert.

San Marco heißt auch „ die Stadt des Torrone“ und jedes Jahr im Dezember ehrt ein Fest die Spezialität. Am traditionellen Rezept der Familie hat sich nichts geändert, und Großmutter Borrillo führt weiterhin im „old fashioned“ Laden die Regie.

Die Zeit scheint stehen geblieben zu sein, aber ein paar Häuser weiter fühlt ihr Meister Salvatore Ricci den Puls. Der Achtzigjährige repariert seit jeher Turmuhren und jedes Mal, wenn eine Gemeinde in Europa beschloss ein Uhrwerk zu ersetzen, kaufte sich der alte Herr das ausrangierte. Irgendwann interessierte sich das Nationale Forschungs-Institut (eine Art Max-Planck-Institut) für die abgestellten Uhrwerke und kaufte für teures Geld die „Reliquien“. So entstand in San Marco dei Cavoti das größte Museum Europas von Turm-Uhrwerken, das auch Raritäten aus dem 16. Jahrhundert besitzt und im Herbst eingeweiht wird.

Meister Ricci und die Bürgermeisterin

Turmuhr

Auf der Suche nach der verlorenen Zeit wird in der Stadt eifrig restauriert: Der komfortable Bed & Breakfast „Vicidomini“ entstand in einer Ex-Kappelle, die ein Teil des monumentalen Palazzo Marchesale ist. Die Aussicht aus den Fenstern der drei Zimmer ist malerisch, und die Augen der Besitzer strahlen wenn sie die Geschichte ihres Hauses erzählen.

Die Umgebung von San Marco ist voller Bauernhöfe, die Spezialitäten produzieren. Im Restaurant „Il Melograno“ kann man sie kosten: Hausgemachte Nudeln, frisches Gemüse, exzellenter Käse und Salami sorgen für die Energie, um die vielen faszinierenden Ecken der Stadt zu erwandern.

Info:

Pro-Loco di San Marco dei Cavoti
Sede: Piazza Ariella – Tel.: 0824 / 984450

www.festadeltorrone.it
Bed & Breakfast VICIDOMINI
deleonardis.pe@tiscali.itTel. +0039 0824 984637

Il Melograno
Tel. +39 3383309099

14.08.2007

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